IMAGINE OTHER CITYS
Klimaneutrales Arbeiten im öffentlichen Raum im Kontext internationaler Theaterpraxis
Der Einzelhandel stirbt, Industrieunternehmen wandern ab, Arbeitsplätze verändern sich, Kulturinstitutionen auch, nur die Temperaturen, die steigen weiter. Konflikte um Fahrradstraßen, Gewerbeleerstand und Parkplatzzahlen nehmen zu: Die Städte in denen wir leben, werden sich in den nächsten Jahrzehnten radikal verändern. Schaffen wir das (noch) oder sind wir schon zu müde oder zu wütend in Anbetracht der riesigen Transformationsprozesse, vor denen wir als Gesellschaft stehen?
Um diese Fragen zu verhandeln, werden wir in den kommenden Spielzeiten mit der litauischen Musiktheaterregisseurin Lina Lapelytė in STUDY OF SLOPE, mit dem deutsch-ivorischen Ensemble La Fleur in BECOMING DETROIT. BECOMING ABIDJAN. AUFSTIEG UND FALL DER STADT STUTTGART (AT) und dem deutsch-niederländischen Regisseur Julian Hetzel in THE FREE MARKET sehr eigene Blicke auf die sich verändernde Stadt Stuttgart in Anbetracht der Klimakrise und all den damit verbundenen, gesellschaftlichen Verwerfungen und Veränderungsprozesse werfen.
Da wir im Rahmen dieser Projekte unseren Beitrag zur klimaneutralen Transformation leisten möchten, führen wir sie als Modellvorhaben durch. Denn all diese Projekte finden nicht bei uns direkt an der RAMPE statt, sondern außerhalb, in theaterfernen Räumlichkeiten. Wir möchten dabei erproben, wie möglichst ressourcenschonendes und emissionsfreies Arbeiten im öffentlichen Raum gestaltet werden kann und welche Visionen einer anderen Stadt es geben kann. Für die RAMPE ist die künstlerische Arbeit im öffentlichen Raum und die Befragung des Theaters als öffentlicher Raum ein essentieller Bestandteil des Programms, ebenso wie die Zusammenarbeit mit international agierenden Theaterschaffenden, die die lokalen Begebenheiten erforschen und dabei wichtige ästhetische Impulse und thematisch neue Blickwinkel in die Stadtgesellschaft hineintragen. Klimaneutrales Produzieren verbinden wir auch vor diesem herausfordernden Hintergrund nicht ausschließlich mit der Logik des Verzichts, sondern verstehen es als Chance und Möglichkeit andere, kollaborative Arbeitsmethoden und ungewöhnliche Ästhetiken zu erproben. Die drei ausgewählten Produktionen setzen dabei inhaltliche Schwerpunkte auf einen sensiblen und wertschätzenden Blick auf die Natur, hinterfragen kapitalistische Wegwerf- und Verwertungslogiken und wagen im Angesicht der Klimakrise den Tanz auf dem Vulkan und imaginieren dabei andere, gerechteren, wildere und vielstimmigere Städte.
Ermöglicht wird das Gesamtvorhaben im Programm Zero – Klimaneutrale Kunst- und Kulturprojekte der Kulturstiftung des Bundes. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.